Gesunde Ergänzung oder unnötiges Risiko?
Wer sich mit der Pferdefütterung beschäftigt und nach natürlichen Ergänzungsfuttermitteln sucht, stößt früher oder später auf Apfeltrester. Das Nebenprodukt aus der Apfelsaft- oder Mostherstellung wird von vielen Pferdehaltern als natürliches und schmackhaftes Futtermittel geschätzt. Doch ist Apfeltrester für Pferde gesund oder kann er sogar schädlich sein? In diesem Ratgeber erfährst du alles über die Wirkung, die richtige Fütterung, mögliche Risiken wie Kotwasser oder Magenprobleme und worauf du unbedingt achten solltest.
Was ist Apfeltrester überhaupt?
Apfeltrester besteht aus den festen Rückständen, die bei der Herstellung von Apfelsaft oder Apfelwein übrig bleiben. Dazu zählen Schalen, Kerngehäuse, Stiele und Fruchtfleischreste. Apfeltrester wird getrocknet oder frisch angeboten und enthält viele wertvolle Inhaltsstoffe wie Pektine, Ballaststoffe, geringe Mengen an Zucker, Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe. Gerade wegen dieser Zusammensetzung wird Apfeltrester oft im Pferdefutter eingesetzt, um die Verdauung zu unterstützen und das Darmmilieu zu verbessern.
Warum ist Apfeltrester gut für Pferde?
Apfeltrester ist nicht nur ein Nebenprodukt der Saftproduktion, sondern kann auch eine wertvolle Ergänzung zur täglichen Fütterung deines Pferdes sein. Seine Inhaltsstoffe wirken sich positiv auf die Gesundheit, die Verdauung und den Stoffwechsel aus. Im Folgenden erfährst du im Detail, welche Wirkung Apfeltrester auf dein Pferd haben kann und warum er in vielen Ställen zurecht einen festen Platz im Futtertrog hat.
1. Unterstützung der Darmgesundheit und der Darmflora
Einer der größten Vorteile von Apfeltrester ist seine positive Wirkung auf den Verdauungstrakt. Die enthaltenen Pektine, lösliche Ballaststoffe aus der Apfelschale und dem Fruchtfleisch, wirken im Dickdarm wie ein sanftes Quellmittel. Sie binden überschüssiges Wasser, können so Kotwasser reduzieren und helfen dabei, den Stuhl zu festigen. Gleichzeitig dienen die Pektine den „guten” Bakterien im Darm als Futterquelle, was die Darmflora stärkt und ein gesundes Darmmilieu fördert.
Gerade bei Pferden mit empfindlichem Magen-Darm-Trakt oder nach einer Antibiotikagabe kann Apfeltrester helfen, die Darmwand zu beruhigen und den Aufbau einer stabilen Darmflora zu unterstützen. Dadurch sinkt das Risiko für Fehlgärungen, Blähungen oder Durchfälle.
2. Sanfte Energiequelle mit geringem Zuckeranteil
Im Vergleich zu frischen Äpfeln enthält Apfeltrester nach dem Pressen deutlich weniger Zucker, liefert aber dennoch eine kleine Menge schnell verfügbarer Energie. Diese Kombination macht ihn besonders interessant für Pferde, die eine leichte Energiezufuhr benötigen, ohne dabei auf stärkereiches Kraftfutter zurückgreifen zu müssen.
Für leichtfuttrige Pferde, Freizeitpferde oder Senioren, die oft schlecht zunehmen, kann Apfeltrester ein sinnvoller Baustein im Futterplan sein. Die Fütterung erfolgt dabei in kleinen Mengen – ideal, um das Pferd gesund zu halten und gleichzeitig mit Energie zu versorgen, ohne den Stoffwechsel unnötig zu belasten.
3. Förderung der Speichelproduktion – gut für den Magen
Pferde sind Dauerfresser und benötigen ständig etwas zum Kauen, um ausreichend Speichel zu produzieren. Dieser puffert die Magensäure und schützt so vor Übersäuerung und Magenproblemen. Aufgrund seiner strukturreichen Konsistenz regt Apfeltrester das Kauen an, was wiederum die Speichelbildung fördert.
Besonders bei Pferden mit empfindlichem Magen oder Neigung zu Magengeschwüren kann Apfeltrester helfen, Beschwerden vorzubeugen. Er ersetzt zwar kein Heu oder Raufutter, kann aber als kleine Ergänzung sinnvoll sein, zum Beispiel vor dem Training oder als Leckerli mit Zusatznutzen.
4. Unterstützung der Leber durch sekundäre Pflanzenstoffe
Neben Pektinen enthält Apfeltrester auch wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe, sogenannte Polyphenole, die leicht entzündungshemmend und antioxidativ wirken können. Diese Stoffe können die Leber unter anderem bei ihrer Entgiftungsfunktion unterstützen und das Immunsystem des Pferdes stärken. Gerade bei Pferden, die stoffwechselbedingt zu Problemen neigen oder bereits leberunterstützende Kräuter erhalten, kann Apfeltrester diese Wirkung ergänzen.
5. Natürlicher Zusatz ohne künstliche Zusätze
Ein weiterer Pluspunkt: Apfeltrester ist ein reines Naturprodukt. In der Regel enthält er keine künstlichen Aromen, Farbstoffe oder Konservierungsmittel. Damit passt er hervorragend in ein gesundes, naturnahes Fütterungskonzept und kann auch von sensiblen Pferden, die auf viele Zusatzstoffe reagieren, gut vertragen werden – vorausgesetzt, er ist frei von Schimmel oder Gärresten.
Zusammengefasst: Apfeltrester unterstützt die Verdauung, stabilisiert die Darmflora, liefert sanfte Energie, fördert die Magen- und Lebergesundheit und ist dabei völlig natürlich. Das macht ihn zu einer durchdachten Ergänzung für viele Pferde – allerdings immer in der richtigen Menge und unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse.
Wie sollte man Apfeltrester füttern?
Bei der Fütterung von Apfeltrester kommt es auf die richtige Menge und Qualität an. Hier ein paar wichtige Tipps:
Frischer oder getrockneter Apfeltrester?
- Frischer Apfeltrester enthält viel Wasser und ist nur kurz haltbar. Er sollte innerhalb weniger Tage verfüttert werden, um Gärung oder Schimmelbildung zu vermeiden.
- Getrockneter Apfeltrester ist dagegen länger haltbar und lässt sich besser dosieren. Vor der Fütterung solltest du ihn aber unbedingt einweichen, um Schlundverstopfungen zu vermeiden.
Die richtige Menge
- Für ein Großpferd reichen 100–300 g getrockneter Apfeltrester pro Tag völlig aus.
- Bei frischem Apfeltrester kannst du je nach Energiebedarf etwas mehr geben, jedoch nicht mehr als 1–2 kg pro Tag.
Für Ponys und Kleinpferde gilt natürlich: weniger ist mehr. Da sie einen geringeren Energiebedarf haben, solltest du die Menge entsprechend anpassen.
- Frischer Apfeltrester: ca. 300–800 g pro Tag
- Getrockneter Apfeltrester: ca. 50–150 g pro Tag
Diese Mengen reichen aus, um positive Effekte auf die Verdauung und das Darmmilieu zu erzielen, ohne den Stoffwechsel zu belasten. Wichtig ist, den Apfeltrester immer langsam anzufüttern und auf die individuelle Verträglichkeit zu achten.
Tipp: Bei Ponys mit Neigung zu Übergewicht, EMS oder Hufrehe solltest du den Zuckergehalt im Blick behalten und gegebenenfalls ganz auf Apfeltrester verzichten oder nur in sehr kleinen Mengen zufüttern.
Wichtig: Apfeltrester ist kein Alleinfutter, sondern eine Ergänzung zum Grundfutter (Heu, Stroh) und gegebenenfalls zu Mineralfutter und Kräutern.
Worauf du bei der Fütterung achten solltest
So gesund Apfeltrester auch sein mögen, es gibt einige Punkte, die du beachten musst:
1. Zucker- und Energiegehalt
Obwohl Apfeltrester als „natürlich“ gilt, enthält er immer noch Zucker, wenn auch deutlich weniger als frische Äpfel. Bei stoffwechselempfindlichen Pferden (z. B. EMS, Cushing, Hufrehe) solltest du ihn daher nur in kleinen Mengen oder gar nicht füttern.
2. Gefahr durch verdorbenen Apfeltrester
Verdorbener oder gärender Apfeltrester kann bei Pferden zu Blähungen, Durchfall, Koliken oder sogar zu einer Fehlgärung im Dickdarm führen. Achte deshalb immer auf Geruch, Farbe und Konsistenz – besonders bei frischer Ware!
3. Kein Ersatz für ausgewogene Ernährung
Auch wenn Apfeltrester einige Vorteile hat, ersetzt er weder eine gute Heuqualität noch ein sinnvolles Pferdefutter. Er sollte immer nur unterstützend eingesetzt werden – idealerweise in Kombination mit einem passenden Mineralfutter und einer durchdachten Pferdefütterung.
Fazit
Apfeltrester kann eine tolle Möglichkeit sein, die Verdauung zu unterstützen, das Darmmilieu zu stärken und auf natürliche Weise Energie zu liefern – wenn du ihn richtig verfütterst. Achte auf Qualität, Dosierung und die speziellen Bedürfnisse deines Pferdes. Dann ist Apfeltrester nicht nur gut, sondern ein echter Pluspunkt im Futtertrog.
Wenn du auf der Suche nach einem natürlichen Zusatz bist, der die Darmflora pflegt und den Magen schont, ist Apfeltrester eine Überlegung wert. Aber wie bei jedem Futtermittel gilt: Maß halten und auf dein Pferd hören!
Tipp: Möchtest du wissen, ob Apfeltrester zu deinem Pferd passt? Frag deinen Tierarzt oder einen Experten für Pferdefütterung, besonders, wenn dein Pferd gesundheitliche Besonderheiten hat.
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