Ursachen, Symptome, Behandlung und Vorbeugung
Blähungen beim Pferd sind nicht nur unangenehm, sondern können je nach Ursache und Ausmaß auch ernsthafte Folgen für die Gesundheit deines Vierbeiners haben. In diesem Ratgeber erfährst du alles Wichtige zu diesem Thema: Was Blähungen auslöst, wie du sie erkennst, was dagegen hilft und wie du mit der richtigen Fütterung, Hausmitteln und Kräutern vorbeugst.
Ursachen: Wie entstehen Blähungen beim Pferd?
Blähungen entstehen immer im Verdauungstrakt, wenn im Darm vermehrt Gase gebildet werden, die nicht ausreichend abtransportiert werden können. Solche Gärungsprozesse sind an sich nichts Ungewöhnliches. Die Verdauung von Raufutter durch die Mikroorganismen im Dickdarm produziert ganz natürlich Gase. Kritisch wird es allerdings, wenn das Gleichgewicht im Verdauungssystem gestört ist. Dann können sich die Gase stauen und zu Blähungen, Schmerzen oder sogar Koliken führen.
Die Ursachen dafür sind vielfältig, hängen aber meist eng mit der Fütterung, der Darmflora und äußeren Einflüssen wie Stress oder Bewegungsmangel zusammen. Im Folgenden werden die häufigsten Auslöser im Detail erläutert:
1. Fütterungsfehler
Die Fütterung ist mit Abstand die häufigste Ursache für Blähungen bei Pferden. Dazu zählen:
- Plötzliche Futterumstellungen: Wenn du das Futter von einem Tag auf den anderen wechselst, beispielsweise zu einer neuen Heupartie oder zu Kraftfutter, kann das die Bakterienflora im Darm überfordern. Die Folge sind Gärung, Gasbildung und Blähungen.
- Zu viel Getreide oder Kraftfutter: Getreide wie Hafer, Mais oder Gerste kann in größeren Mengen zu Fehlgärungen führen, insbesondere, wenn das Pferd nicht genügend Struktur in Form von Heu oder Stroh erhält.
- Schlechtes oder verdorbenes Futter: Schimmeliges Heu, gärendes Silofutter oder verdorbenes Kraftfutter reizen die Darmwand und stören die Verdauung. Gase entstehen schneller, als sie abgebaut werden können.
- Fütterung von zu wenig Raufutter: Der Verdauungstrakt des Pferdes ist auf permanente Nahrungsaufnahme eingestellt. Wenn über längere Zeit nichts gefressen wird, gerät der Darm aus dem Takt.
2. Störungen der Darmflora
Die Darmflora besteht aus Milliarden nützlicher Mikroorganismen, die für die Aufspaltung des Futters verantwortlich sind. Sie reagieren empfindlich auf:
- Futterumstellungen
- Antibiotikagaben
- Parasitenbefall
- Stress
Eine gestörte Darmflora (Dysbiose) kann die Verdauung aus dem Gleichgewicht bringen. Dann überwiegen gasbildende Bakterien, was zu Blähungen, Durchfall oder Verstopfung führen kann.
3. Bewegungsmangel
Pferde sind von Natur aus Dauerläufer und ihr Verdauungssystem ist auf stetige Bewegung ausgelegt. Zu wenig Bewegung führt dazu, dass die Darmtätigkeit nachlässt. Gase werden dann nicht mehr ausreichend weitertransportiert und können sich stauen. Besonders gefährdet sind Pferde, die:
- zu lange in der Box stehen,
- verletzt oder krank sind und sich kaum bewegen,
- oder generell zu wenig Auslauf haben.
4. Stress als Auslöser
Oft unterschätzt, aber enorm wirkungsvoll: Stress schlägt vielen Pferden regelrecht auf den Magen. Stress kann entstehen durch:
- Stallwechsel oder neue Herdenkonstellationen,
- zu viel Leistungsdruck im Training,
- Futterneid oder Konkurrenz beim Fressen,
- zu lange Transporte oder mangelnde Ruhezeiten.
Die Stresshormone beeinflussen die Magen-Darm-Funktion negativ. Dies kann zu einer veränderten Darmbewegung, erhöhter Gärung und in der Folge zu Blähungen führen.
5. Zahnprobleme und Kieferfehlstellungen
Pferde mit schlechten Zähnen kauen ihr Futter oft nicht ausreichend. Die groben Futterbestandteile gelangen dann unzureichend zerkleinert in den Darm und fördern dort Fehlgärungen. Vor allem ältere Pferde sind hiervon betroffen.
6. Andere gesundheitliche Ursachen
Neben den typischen Auslösern gibt es auch medizinische Gründe, die zu Blähungen führen können.
- Entzündungen im Dünn- oder Dickdarm
- Parasitenbefall
- Verstopfungen oder Engstellen im Darm.
- Nebenwirkungen von Medikamenten
Solche Ursachen lassen sich meist nur mithilfe eines Tierarztes abklären. Bei wiederkehrenden oder besonders heftigen Blähungen solltest du deshalb nicht zögern, professionelle Hilfe zu holen.
Symptome: Woran erkennst du Blähungen beim Pferd?
Blähungen machen sich oft schleichend bemerkbar, können aber auch plötzlich und heftig auftreten. Je nachdem, wie stark die Gasbildung ist und wie gut der Darm sie weiterleiten kann, reichen die Anzeichen von leichtem Unwohlsein bis hin zu akuten Koliksymptomen. Umso wichtiger ist es, dass du die typischen Symptome frühzeitig erkennst.
1. Aufgeblähter Bauch
Ein klassisches Anzeichen ist ein deutlich aufgeblähter, gespannter Bauch. Besonders auffällig ist dies oft in der Flankenregion, wo sich der Körper sichtbar nach außen wölbt. Das passiert, wenn Gase im Darm eingeschlossen bleiben und sich dort stauen.
Ein trommelnder Bauch, also ein hohler Klang beim Abklopfen, ist ein deutliches Zeichen für Luftansammlungen im Darm. In solchen Fällen ist schnelles Handeln gefragt, auch wenn das Pferd noch frisst und munter wirkt.
2. Unruhe und Unwohlsein
Pferde mit Blähungen verhalten sich oft unruhig. Sie treten mit den Hinterbeinen unter den Bauch, scharren mit den Hufen oder legen sich häufiger hin als sonst. Manche Pferde versuchen sich zu wälzen, stehen wieder auf und wiederholen das mehrfach. Das kann ein Hinweis auf bauchbedingte Schmerzen sein.
3. Schmerzanzeichen
Blähungen können schmerzhaft sein, vor allem, wenn sie zu Krampfkoliken führen. Achte deshalb auf diese Anzeichen:
- Flehmen (Hochziehen der Oberlippe),
- Zähneknirschen oder angespannte Gesichtszüge.
- Schwitzen ohne erkennbare Ursache.
- starkes Schnauben oder häufiges Gähnen.
- verkrampfte Körperhaltung, besonders mit aufgekrümmtem Rücken.
Da viele dieser Symptome denen einer beginnenden Kolik ähneln, solltest du bei Unsicherheit besser den Tierarzt rufen.
4. Veränderte Darmgeräusche
Ein gesundes Pferd hat regelmäßige, gut hörbare Darmgeräusche. Bei Blähungen können diese sich stark verändern.
- Sehr laute, gurgelnde Geräusche deuten auf übermäßige Gärung und Gasbildung hin.
- Stille im Bauch (fehlende Darmgeräusche) kann auf einen Darmstillstand hinweisen, was einen Notfall darstellt.
Am besten gewöhnst du dir an, regelmäßig mit einem Stethoskop oder mit dem Ohr an der Flanke deines Pferdes zu lauschen – so bekommst du ein Gefühl dafür, was „normal“ ist.
5. Verminderte Futteraufnahme und Kotabsatz
Blähungen gehen oft mit Appetitlosigkeit einher. Das Pferd frisst zögerlich oder lehnt das Futter sogar komplett ab. Gleichzeitig kann sich auch der Kotabsatz verändern.
- weniger Kot als üblich oder
- dünnflüssiger Kot/Durchfall
- Blähungen mit vermehrtem Abgang von Gasen
Wenn Kot und Gas nicht mehr abgehen können, kann es zu einem Rückstau im Darm kommen. Das ist nicht nur unangenehm, sondern auch gefährlich.
6. Leistungsabfall und allgemeine Mattigkeit
Ein Pferd mit Verdauungsbeschwerden wirkt oft müde, lustlos und nicht bei sich. Die Schmerzen und das Unwohlsein ziehen viel Energie. Besonders sensible oder ältere Pferde zeigen solche Symptome oft sehr deutlich – sie wirken dann apathisch oder ziehen sich zurück.
Behandlung: Was hilft bei Blähungen beim Pferd?
Wenn dein Pferd bereits unter Blähungen leidet, kannst du mit verschiedenen Maßnahmen für Linderung sorgen. Wichtig: Bei starken Beschwerden oder wiederkehrenden Problemen ist der Tierarzt die erste Anlaufstelle!
Hausmittel und unterstützende Maßnahmen:
Bewegung: Führe dein Pferd viel im Schritt. Bewegung fördert die Darmtätigkeit und hilft, Gase abzutransportieren.
- Wärme: Eine wärmende Decke oder Wärmflasche auf dem Bauch kann entkrampfend wirken.
- Sanfte Bauchmassage: Durch eine sanfte Massage kannst du die Verdauung anregen.
Kräuter und natürliche Helfer:
Bei Blähungen haben sich einige Kräuter bewährt, zum Beispiel:
- Fenchel: wirkt entblähend und krampflösend
- Kümmel: unterstützt die Reduzierung der Gasbildung.
- Anis: fördert die Darmbewegung.
Diese Kräuter sind oft Bestandteil spezieller Ergänzungsfuttermittel für die Verdauung.
Homöopathie:
Auch in der Homöopathie gibt es Mittel, die bei Verdauungsbeschwerden helfen können, zum Beispiel Nux vomica oder Carbo vegetabilis. Hier solltest du dich am besten mit einem erfahrenen Tierheilpraktiker abstimmen.
Vorbeugung: So vermeidest du Blähungen beim Pferd
Die beste „Behandlung” ist eine gute Vorbeugung. Mit der richtigen Fütterung, Haltung und Pflege kannst du das Risiko für Blähungen deutlich senken.
1. Fütterung optimieren
- Heu als Basis: Hochwertiges, strukturiertes Heu sollte die Hauptnahrungsquelle deines Pferdes sein.
- Mash füttern: Besonders nach Belastungen oder bei empfindlichen Pferden ist Mash eine gute Wahl. Es wirkt leicht abführend, schleimhautpflegend und unterstützt die Darmflora.
- Getreide reduzieren: Vermeide getreidereiche Futtermittel, vor allem bei leichtfuttrigen oder sensiblen Pferden.
- Langsame Futterumstellung: Gib dem Darm Zeit, sich auf neues Futter einzustellen – idealerweise über einen Zeitraum von 7 bis 14 Tagen.
- Futterzusätze gezielt einsetzen: Ergänzungsfuttermittel mit Kräutern, Probiotika oder präbiotischen Ballaststoffen können dabei helfen, die Darmflora stabil zu halten.
2. Haltung und Management
- Regelmäßige Bewegung, idealerweise täglich auf der Weide oder im Training.
- Stress vermeiden, z. B. durch feste Routinen, ausreichend Sozialkontakt und Ruhezeiten.
- Wurmkuren und Zahnpflege, da auch Parasiten oder Zahnprobleme zu Verdauungsstörungen führen können.
Fazit
Blähungen beim Pferd sind weit verbreitet und oft harmlos, können aber auch zu ernsthaften Problemen wie Koliken führen. Mit einem guten Auge für Symptome, einer ausgewogenen Fütterung, gezielten Hausmitteln wie Kräutern und Mash sowie einer durchdachten Vorbeugung kannst du deinem Pferd viel Gutes tun. Und denke daran: Lieber einmal zu oft den Tierarzt rufen als einmal zu spät.
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