Ursachen, Symptome und Vorbeugung
Gallen beim Pferd sind ein häufiges Thema unter Pferdebesitzern und gehen oft mit vielen Fragen, Unsicherheiten und Sorgen einher. Was genau ist eine Galle? Wozu ist sie gut? Handelt es sich dabei wirklich um ein Problem oder ist das harmlos? In diesem Ratgeber findest du alle wichtigen Informationen zur Galle beim Pferd: typische Symptome, mögliche Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten. Vor allem erfährst du, wie du Galle durch richtige Fütterung und gezielte Ergänzungsfuttermittel effektiv vorbeugen kannst.
Was ist eine Galle beim Pferd?
Wenn wir von einer Galle beim Pferd sprechen, ist damit nicht die Gallenblase wie beim Menschen gemeint. Vielmehr sind damit Verdickungen im Bereich der Gelenke, Sehnenscheiden oder Schleimbeutel gemeint, also Flüssigkeitsansammlungen, die sich meist um das Fesselgelenk oder an den Hinterbeinen bilden.
Die Ursache für diese Schwellungen ist in den meisten Fällen eine vermehrte Produktion von Gelenkflüssigkeit (Synovia), die der Körper zum Schutz und zur Versorgung des Gelenks bildet. In kleinen Mengen ist diese Flüssigkeit gut und wichtig, da sie als Schmiermittel für die Gelenke dient und das umliegende Gewebe mit Nährstoffen versorgt.
Problematisch wird es, wenn diese Flüssigkeit nicht mehr richtig abgebaut wird oder durch Überlastung, Druck oder Entzündungen zu viel davon produziert wird – dann entstehen die sogenannten Gallen.
Typische Symptome von Gallen beim Pferd
Gallen sind in vielen Fällen äußerlich gut sichtbar und auch tastbar. Besonders betroffen sind oft:
- das Fesselgelenk
- das Sprunggelenk
- das Karpalgelenk
- die Sehnenscheiden an den Hinterbeinen.
- das Fersenbein
Zu den häufigsten Symptomen zählen:
- weiche oder harte Schwellungen am Gelenk
- Flüssigkeitsansammlungen, die sich eindrücken lassen.
- in einigen Fällen Schmerzen, besonders bei Entzündungen,
- bei belastungsbedingten Gallen sind Lahmheit oder Einschränkungen in der Bewegung möglich.
Ursachen: Warum entstehen Gallen bei Pferden?
Gallen sind oft das sichtbare Zeichen dafür, dass im Bewegungsapparat etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Sie entstehen, wenn der Körper auf mechanische Reize, Druck, Überlastung oder Entzündungen reagiert, meist im Bereich der Gelenke, Sehnenscheiden oder Schleimbeutel. Dabei wird vermehrt Synovia (Gelenkflüssigkeit) gebildet, die sich im Gewebe ansammelt und dort als weiche oder feste Schwellung sichtbar wird.
Je nach Lage können Gallen zum Beispiel an den Fesselgelenken, den Sprunggelenken, den Hinterbeinen oder am Fersenbein auftreten – in manchen Fällen sogar an mehreren Stellen gleichzeitig. Besonders häufig sind die sogenannten Piephacken, Stollbeulen, Kurbengallen oder Kreuzgallen, die je nach Position unterschiedlich aussehen und sich auch unterschiedlich anfühlen.
Hier sind die häufigsten Ursachen, die zur Bildung von Gallen beim Pferd führen können:
1. Überlastung der Gelenke und Sehnen
Eine der häufigsten Ursachen für die Bildung von Galle ist eine mechanische Überlastung durch intensives Training, falsche Bewegungsabläufe oder zu harte Böden. Wenn ein Gelenk dauerhaft überbeansprucht wird, beginnt der Körper, vermehrt Gelenkflüssigkeit zu produzieren, um die Strukturen zu „polstern” und zu schützen. Wird diese Reaktion chronisch, kann daraus eine dauerhafte Galle entstehen.
2. Bewegungsmangel
Das mag paradox klingen, aber auch das andere Extrem, also zu wenig Bewegung, kann Gallen begünstigen. Wenn dein Pferd viel steht, beispielsweise in der Box, wird der Lymphfluss verlangsamt. Überschüssige Flüssigkeit wird schlechter abtransportiert, was zu Schwellungen in den Gelenken und Sehnenscheiden führen kann.
3. Falsche oder schlecht sitzende Bandagen/Gamaschen
Druckstellen sind ein häufiger Auslöser für Gallen, vor allem, wenn Bandagen zu eng oder falsch gewickelt sind. Auch zu lange getragene Gamaschen oder schlecht gepolsterte Schoner können einen mechanischen Reiz setzen, der das Gewebe reizt. Die Folge: Flüssigkeit tritt aus und der Schleimbeutel oder die Sehnenscheide schwillt an.
4. Fehlstellungen und ungleichmäßige Belastung
Pferde mit Fehlstellungen oder ungleichen Belastungen der Gliedmaßen (z. B. durch falschen Beschlag oder mangelnde Hufkorrektur) haben ein erhöhtes Risiko für die Bildung von Gallen. Durch die dauerhafte Fehlbelastung entstehen kleine Reizungen, die zu entzündlichen Prozessen und dadurch zu einer vermehrten Flüssigkeitsbildung führen können.
5. Verletzungen und Mikrotraumen
Schon kleine, kaum sichtbare Verletzungen oder sogenannte Mikrotraumen an Sehnen, Schleimbeuteln oder Gelenken können eine lokale Reizung verursachen. Der Körper reagiert darauf mit einer Schutzmaßnahme: Er produziert Synovia, um das betroffene Gewebe zu versorgen und zu entlasten. Wird diese Flüssigkeit nicht ausreichend abgebaut, entsteht eine Galle.
6. Entzündungen im Gelenkbereich
In manchen Fällen liegt einer Galle eine tatsächliche Entzündung zugrunde, die beispielsweise durch eine Infektion, Arthrose, akute Überreizung oder ein stumpfes Trauma verursacht wurde. Entzündungen führen zu einer vermehrten Durchblutung und damit auch zu einer erhöhten Flüssigkeitsbildung. Besonders harte oder warme Schwellungen, ggf. mit Schmerzen, sind typische Anzeichen für entzündliche Prozesse, die dringend behandelt werden müssen.
7. Erbliche Veranlagung
Manche Pferde neigen genetisch bedingt dazu, schneller Gallen zu entwickeln. Besonders bei großrahmigen oder stark bemuskelten Rassen sieht man häufiger kosmetische Gallen, die keine Beschwerden verursachen. Hier spricht man oft von Eiergalle, Kurbengalle oder Kreuzgalle. In solchen Fällen sind die Gallen zwar auffällig, aber meist unbedenklich, solange sie nicht plötzlich größer werden oder schmerzhaft sind.
8. Mangelhafte Fütterung und Nährstoffdefizite
Die Fütterung spielt eine wichtige Rolle bei der Gelenkgesundheit. Ein Mangel an wichtigen Nährstoffen wie Omega-3-Fettsäuren, Aminosäuren, Mineralstoffen oder Antioxidantien kann das Bindegewebe, die Gelenkflüssigkeit und die Regenerationsfähigkeit schwächen. Dadurch wird das Pferd anfälliger für Entzündungen, Schleimbeutelreizungen und Probleme an den Gelenken, wodurch wiederum Gallen entstehen können.
Behandlung: Was tun bei Galle beim Pferd?
Die Behandlung hängt stark davon ab, ob die Galle nur eine optische Veränderung ist oder ob sie mit Schmerzen, Lahmheit oder einer Entzündung einhergeht. Wichtig ist immer, eine genaue Diagnose von einem Tierarzt oder Therapeuten stellen zu lassen – insbesondere, wenn die Galle neu, schmerzhaft oder warm ist.
Mögliche Maßnahmen:
- Kühlung bei akuten, entzündlichen Gallen (z. B. durch Eisbandagen oder Kühlgel)
- Entlastung durch angepasste Bewegung
- Bandagen zur Unterstützung (aber Vorsicht: falscher Druck kann Gallen verursachen!).
- bei Entzündungen ggf. entzündungshemmende Medikamente.
- manuelle Therapien wie Lymphdrainage oder osteopathische Behandlung.
- gezielte Fütterungsanpassung und Ergänzungsfuttermittel (mehr dazu gleich).
In manchen Fällen kann auch eine Punktierung notwendig sein, um die Flüssigkeit abzulassen. Das sollte aber nur ein erfahrener Tierarzt durchführen.
Fütterung und Ergänzungsfuttermittel: Wie du dein Pferd optimal unterstützt
Ein oft unterschätzter Aspekt bei der Vorbeugung und Behandlung von Gallen ist die richtige Fütterung. Denn über das Futter kannst du die Gelenke, Sehnen und Schleimbeutel aktiv unterstützen.
Wichtige Nährstoffe zur Unterstützung der Gelenke sind:
- Omega-3-Fettsäuren: wirken entzündungshemmend
- MSM (Methylsulfonylmethan): unterstützt den Stoffwechsel im Bindegewebe.
- Glucosamin und Chondroitin: wichtige Bausteine für Knorpel und Gelenkflüssigkeit.
- Hyaluronsäure: verbessert die Viskosität der Synovia.
- Vitamin E und Selen: schützen vor oxidativem Stress.
- Kräuter wie Teufelskralle oder Ingwer: können bei chronischen Entzündungen helfen.
All diese Stoffe findest du in hochwertigen Ergänzungsfuttermitteln, die speziell für die Gelenkgesundheit von Pferden entwickelt wurden. Achte bei der Auswahl auf eine gute Bioverfügbarkeit und natürliche Inhaltsstoffe.
Gallen beim Pferd vorbeugen – so geht's
Vorbeugung ist immer besser als Behandlung – das gilt ganz besonders bei Gallen. Mit diesen Tipps kannst du deinem Pferd helfen, Gallen vorzubeugen:
- Regelmäßige, ausgewogene Bewegung – nicht zu viel, nicht zu wenig
- Gutes Aufwärmen vor dem Training und sorgfältiges Abreiten danach,
- Angepasste Trainingspläne, um Überbelastung zu vermeiden.
- Richtige Hufbearbeitung und Beachtung von Fehlstellungen.
- Keine dauerhaft zu engen Bandagen oder Gamaschen
- Optimale Fütterung und gegebenenfalls gezielte Ergänzungen.
- Weidegang und freie Bewegung zur Unterstützung des Lymphsystems.
Fazit
Eine Galle beim Pferd ist nicht immer ein Problem – sie kann harmlos sein, aber auch ein Warnsignal für Überlastung, Druckstellen oder sogar Entzündungen. Achte daher auf Veränderungen, tastbare Verdickungen, Bewegungseinschränkungen oder Schmerzen.
Mit einem geschulten Blick, einer guten Fütterung, einer durchdachten Vorbeugung und gegebenenfalls gezielter Unterstützung durch Ergänzungsfutter kannst du deinem Pferd helfen, gesund und leistungsfähig zu bleiben – auch bei empfindlichen Gelenken und Sehnen.
Tipp: Wenn du regelmäßig Gallen oder Schwellungen bei deinem Pferd bemerkst, führe ein Protokoll – so erkennst du schneller Zusammenhänge mit Training, Haltung oder Fütterung.
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