Herpes Pferd

Herpes Pferd

October 16, 2024

Ursachen, Symptome und Behandlung 

Herpes ist eine ernstzunehmende Erkrankung bei Pferden, die durch das Equine Herpesvirus (EHV) verursacht wird. Betroffen sind Pferde aller Altersklassen, vom Fohlen bis zur älteren Stute, und es gibt verschiedene Herpesvirustypen, wobei EHV-1 und EHV-4 am häufigsten vorkommen. Dieser Ratgeber gibt einen Überblick über Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten einer Herpesinfektion beim Pferd und geht auch auf die richtige Fütterung und Ergänzungsfuttermittel ein. 

Was ist Herpes beim Pferd? 

Das Equine Herpesvirus (EHV) ist eine weit verbreitete Erkrankung, die durch verschiedene Virusstämme hervorgerufen wird. Die wichtigsten sind:  

  • EHV-1: Verursacht Atemwegserkrankungen, Aborte bei Stuten und kann in schweren Fällen neurologische Symptome hervorrufen.  
  • EHV-4: Verursacht hauptsächlich Atemwegsinfektionen und ist weniger aggressiv als EHV-1. 

Ursachen: Wie kommt es zur Infektion? 

Herpesviren sind hochansteckend und werden durch direkten Kontakt zwischen Pferden, aber auch durch Tröpfcheninfektion über die Luft übertragen. Besonders Stresssituationen wie Turniere, Transporte oder Veränderungen im Stallmanagement können Pferde anfällig für eine Infektion machen, da Stress das Immunsystem schwächt. Auch bereits infizierte Pferde, die keine Symptome zeigen, können das Virus über Wochen und Monate ausscheiden und andere anstecken.  

Symptome einer Herpesinfektion beim Pferd 

Die Symptome einer Herpesinfektion beim Pferd können je nach Virustyp (EHV-1 oder EHV-4) und der individuellen Reaktion des Pferdes sehr unterschiedlich sein. Oft sind sie unspezifisch, was die Früherkennung erschwert. Dennoch gibt es einige Anzeichen, auf die man achten sollte:  

  1. Fieber: Fieber ist oft eines der ersten Symptome einer Herpesinfektion. Die Temperatur kann in Schüben ansteigen und wieder abfallen, weshalb es wichtig ist, die Körpertemperatur des Pferdes kontinuierlich zu überwachen. Ein Fieberthermometer sollte zur Standardausrüstung in jedem Stall gehören. 
  2. Atemwegssymptome: Insbesondere bei EHV-4 macht sich das Virus durch Atemwegserkrankungen bemerkbar. Dazu gehören Husten, Nasenausfluss (meist klar bis gelblich) und geschwollene Lymphknoten. In manchen Fällen wirkt das Pferd auch lethargisch und hat weniger Appetit. Die Atemfrequenz kann erhöht sein und die Pferde zeigen oft eine allgemeine Abgeschlagenheit.
  3. Neurologische Symptome: Die schwerwiegendste Form der Herpesinfektion ist die durch EHV-1 ausgelöste neurologische Form. Hierbei kann es zu Koordinationsstörungen (Ataxie), Schwäche oder Lähmungen vor allem der Hinterhand kommen. Im Extremfall können die Pferde ihre Beine nicht mehr kontrollieren oder verlieren die Fähigkeit zu stehen. Besonders hoch ist das Risiko, wenn das Virus das zentrale Nervensystem befällt und zu Entzündungen im Rückenmark und Gehirn führt. Diese neurologischen Symptome treten meist plötzlich auf und erfordern sofortige tierärztliche Hilfe.
  4. Veränderungen an den Augen: Manche Pferde entwickeln im Verlauf der Infektion Augensymptome wie Schwellungen oder eine Entzündung der Bindehaut. Dies ist weniger häufig, kann aber ein Hinweis auf eine aktive Herpesinfektion sein. 

5. Abort bei trächtigen Stuten: Eine Herpesinfektion kann bei tragenden Stuten zu einer Fehlgeburt führen. Oft gibt es im Vorfeld keine Warnzeichen und der Abort tritt plötzlich auf. Das Risiko besteht vor allem in den letzten Monaten der Trächtigkeit. Es ist wichtig, dass Stuten nach einer Fehlgeburt sofort untersucht werden, um eine mögliche Herpesinfektion zu diagnostizieren und eine weitere Ausbreitung des Virus in der Herde zu verhindern. 

Diagnose und Behandlung 

Sobald du Symptome einer Herpesinfektion bei deinem Pferd feststellst, ist eine schnelle und genaue Diagnose entscheidend, um das Pferd effektiv behandeln und weitere Ansteckungen verhindern zu können. Hier ein detaillierter Überblick über Diagnose und Behandlung: 

  1. Diagnose:
  • Tierärztliche Untersuchung: Der erste Schritt bei Verdacht auf Herpes ist der Besuch eines Tierarztes. Der Tierarzt wird das Pferd gründlich untersuchen, die Symptome beurteilen und gegebenenfalls Fieber messen.  
  • Abstriche und Bluttests: Um sicher zu gehen, dass es sich um das Equine Herpesvirus handelt, nimmt der Tierarzt oft Abstriche aus den Atemwegen des Pferdes (Nasen-Rachen-Raum). Diese Proben werden im Labor auf das Virus untersucht. In manchen Fällen werden auch Blutproben entnommen, um Antikörper oder das Virus selbst im Blut nachzuweisen.  
  • Differentialdiagnose: Da Herpesviren ähnliche Symptome wie andere Atemwegserkrankungen (z.B. Grippe oder bakterielle Infektionen) verursachen können, ist es wichtig, diese auszuschließen. Der Tierarzt wird daher auch auf andere mögliche Erreger testen, um eine genaue Diagnose stellen zu können. 
  1. Behandlung:

Da es keine spezifische antivirale Therapie gegen das Herpesvirus gibt, konzentriert sich die Behandlung vor allem auf die Linderung der Symptome und die Unterstützung des Immunsystems des Pferdes. Folgende Maßnahmen sind dabei entscheidend: 

  • Quarantäne und Isolierung: Pferde mit Verdacht auf eine Herpesinfektion müssen umgehend isoliert werden, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern. Alle anderen Pferde im Stall sollten ebenfalls beobachtet und bei den ersten Anzeichen sofort isoliert werden. Die Quarantänezeit beträgt in der Regel mehrere Wochen, da das Virus auch nach Abklingen der Symptome noch ausgeschieden werden kann.  
  • Medikamentöse Behandlung: Fiebersenkende und entzündungshemmende Medikamente werden häufig eingesetzt, um das Fieber zu senken und das Wohlbefinden des Pferdes zu verbessern. Bei Pferden mit neurologischen Symptomen können spezielle Medikamente zur Entzündungshemmung des Nervensystems verabreicht werden. Bei schweren neurologischen Verläufen ist der Behandlungserfolg jedoch oft ungewiss. 
  • Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt: Da fiebernde und geschwächte Pferde oft weniger trinken und fressen, ist es wichtig, ihnen ausreichend Flüssigkeit und Elektrolyte zuzuführen. In manchen Fällen ist eine Infusionstherapie notwendig, um eine Dehydrierung (Austrocknung) zu verhindern.  
  • Unterstützende Fütterung: Eine angepasste Fütterung ist wichtig, um das Immunsystem zu stärken und den Heilungsprozess zu unterstützen. Pferde mit einer Herpesinfektion sollten leicht verdauliches, hochwertiges Futter erhalten. Ergänzungsfuttermittel mit Vitamin E, Zink und Selen können helfen, das Immunsystem zusätzlich zu unterstützen. Bei Pferden, die nicht mehr fressen oder stark an Gewicht verlieren, kann die Fütterung von speziellem Aufbaufutter oder Futterbrei notwendig sein. 
  1. Neurologische Betreuung:

Pferde mit neurologischen Symptomen benötigen intensive Pflege. Häufig müssen diese Pferde gestützt werden, damit sie nicht aufstehen, und in schwerwiegenden Fällen müssen sie mehrmals täglich umgedreht werden, um Druckstellen zu vermeiden. Eine solche Pflege ist zeit- und personalintensiv und erfordert oft die Hilfe eines erfahrenen Tierarztes oder Therapeuten.  

  1. Langzeitüberwachung und Nachsorge:

Pferde mit einer Herpesinfektion müssen auch nach der Akutphase über mehrere Wochen engmaschig überwacht werden, da die Gefahr besteht, dass das Virus im Körper verbleibt und in Stresssituationen erneut ausbricht. Neurologisch betroffene Pferde benötigen zudem eine langfristige physiotherapeutische Betreuung, um eventuelle Bewegungsstörungen zu verbessern.  

Eine Herpesinfektion beim Pferd erfordert also eine umfassende und konsequente Betreuung, um die bestmöglichen Heilungschancen zu erreichen und weitere Ansteckungen zu verhindern. 

Prävention durch Impfung 

Eine wirksame Methode, um das Risiko einer Herpesinfektion zu minimieren, ist die Impfung. Die Impfung gegen EHV schützt hauptsächlich vor Atemwegsinfektionen und Aborten, bietet aber keinen vollständigen Schutz vor neurologischen Symptomen. Eine regelmäßige Grundimmunisierung und Auffrischimpfungen werden daher empfohlen. 

Wie oft muss geimpft werden? 

Für einen wirksamen Schutz ist eine Grundimmunisierung mit zwei Impfungen im Abstand von vier bis sechs Wochen erforderlich, gefolgt von Auffrischimpfungen alle sechs Monate. Besonders Stuten sollten während der Trächtigkeit geimpft werden, um Aborte zu vermeiden. 

Nebenwirkungen und Kosten 

Die Nebenwirkungen der Impfung sind in der Regel mild und beschränken sich auf leichte Schwellungen an der Einstichstelle oder leichtes Fieber. Die Kosten für die Impfung variieren, aber man sollte mit etwa 50 bis 100 Euro pro Impfung rechnen. 

Fütterung und Ergänzungsfutter bei Herpesinfektionen 

Eine gesunde Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei der Unterstützung des Immunsystems, besonders bei erkrankten Pferden. Hochwertiges Heu, Getreide und Mineralstoffe sind die Basis. Ergänzungsfuttermittel wie Vitamin E, Selen und Zink können das Immunsystem zusätzlich stärken. Achten Sie darauf, dass das Futter leicht verdaulich ist, um den Stoffwechsel des Pferdes nicht unnötig zu belasten. 

Quarantäne und Maßnahmen im Stall 

Herpes ist meldepflichtig und im Falle eines Ausbruchs sind Quarantänemaßnahmen im Stall erforderlich. Alle infizierten Pferde müssen isoliert werden und der Kontakt zu anderen Pferden muss strikt vermieden werden. Die betroffenen Boxen und Bereiche müssen gründlich gereinigt und desinfiziert werden, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern.  

Spätfolgen und neurologische Komplikationen 

Eine Herpesinfektion kann schwerwiegende Spätfolgen haben, insbesondere bei Pferden, die neurologische Symptome entwickeln. Diese Tiere können bleibende Schäden wie Lähmungen oder Gleichgewichtsstörungen davontragen. In einigen Fällen bleibt das Virus lebenslang im Körper und kann in Stressphasen reaktiviert werden, was zu einem erneuten Ausbruch führen kann. 

Herpes beim Pferd und aktuelle Entwicklungen 

In den letzten Jahren gab es immer wieder aktuelle Fälle von Herpesausbrüchen, die zum Teil auch große Reitställe betrafen. Dies zeigt, wie wichtig Prävention, regelmäßige Impfungen und ein gutes Stallmanagement sind, um das Risiko einer Ausbreitung zu minimieren. Informiere dich über die aktuellen Entwicklungen und die Empfehlungen deines Tierarztes, um schnell reagieren zu können. 

Fazit 

Herpes beim Pferd ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die umfangreiche Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung erfordert. Eine Kombination aus Impfung, richtiger Fütterung und guter Stallhygiene kann dazu beitragen, das Risiko einer Herpesinfektion zu reduzieren. Im Verdachtsfall sollte jedoch immer sofort der Tierarzt hinzugezogen werden, um schnelle und gezielte Maßnahmen einzuleiten. 

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