COPD Pferd

COPD Pferd

April 07, 2025

Ursachen, Symptome, Behandlung & Vorbeugung durch richtige Fütterung  

COPD beim Pferd - allein dieser Begriff löst bei vielen Pferdebesitzern Besorgnis aus. Die chronisch obstruktive Bronchitis ist eine ernstzunehmende Atemwegserkrankung, die unbehandelt die Lebensqualität des Pferdes stark beeinträchtigen kann. Aber was genau verbirgt sich hinter der Diagnose? Welche Symptome sollte man kennen? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es - und wie kannst du durch die richtige Fütterung und Haltung sogar vorbeugen?  

In diesem Ratgeber erfährst du alles Wichtige rund um die Krankheit - verständlich, ausführlich und mit vielen Tipps aus der Praxis.  

Was ist COPD beim Pferd?  

Die Abkürzung COPD steht für Chronic Obstructive Pulmonary Disease, also chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Bei Pferden wird sie häufig noch als chronische Bronchitis" oder Dampfrinne" bezeichnet - letzteres wegen der typischen Atemhilfsmuskulatur, die bei starker Atemnot am Unterbauch deutlich sichtbar ist.  

COPD beim Pferd ist leider nicht heilbar, aber bei frühzeitiger Diagnose und konsequenter Therapie gut in den Griff zu bekommen. 

Ursachen von COPD beim Pferd - Wie entsteht die Krankheit?  

Die Ursachen für COPD beim Pferd sind vielfältig, haben aber fast immer eines gemeinsam: Sie hängen eng mit den Haltungsbedingungen und der Umgebung des Pferdes zusammen. Die Atemwege des Pferdes sind äußerst empfindlich - sie reagieren besonders sensibel auf Staub, Ammoniakdämpfe, Pilzsporen und andere Reizstoffe aus der Stallumgebung. Über längere Zeit eingeatmet, können diese Stoffe zu chronischen Reizungen und schließlich zu Erkrankungen führen.  

1. Staubbelastung durch Einstreu und Heu 

Die wohl häufigste Ursache für die Entstehung von COPD ist eine dauerhafte Staubbelastung im Stall. Klassische Stroheinstreu und trockenes Heu enthalten oft feinen Staub, Schimmelsporen und sogar Bakterien - auch wenn sie auf den ersten Blick gut aussehen und gut riechen. Pferde atmen diesen feinen Staub bei jeder Bewegung ein, besonders beim Fressen und Liegen. Der Staub setzt sich in den Bronchien ab, reizt die Atemwege und kann langfristig zu chronischen Entzündungen führen.  

Schon allein beim Umwälzen eines Heuballens oder beim Einstreuen der Box kann mehr Staub aufgewirbelt werden, als man denkt - und dein Pferd steht mittendrin.  

2. Mangelnde Frischluft & schlechte Stallbelüftung  

Auch die Luftqualität im Stall spielt eine große Rolle. Schlechte Belüftung, stickige Luft und hohe Luftfeuchtigkeit fördern das Wachstum von Schimmelpilzen und Bakterien - und genau diese werden mit jedem Atemzug aufgenommen. Besonders im Winter, wenn die Ställe oft geschlossen sind, kann sich die Luft mit Ammoniakdämpfen aus dem Urin, Feinstaub und Keimen regelrecht „anreichern“.  

Pferde haben einen viel sensibleren Geruchssinn als wir - was für uns „nur ein bisschen muffig“ riecht, kann für sie schon extrem reizend sein. 

3. Pilzsporen, Keime und Schimmel  

Nicht nur sichtbarer Schimmel ist gefährlich - auch unsichtbare Schimmelsporen in Heu, Stroh oder in den Stallwänden sind hochproblematisch. Sie reizen die Schleimhäute der Atemwege, lösen Entzündungsprozesse aus und schwächen auf Dauer die gesamte Lungenfunktion. Besonders in schlecht gelagertem Heu oder feuchten Stallbereichen können sich diese Sporen schnell vermehren.  

4. Zu wenig Bewegung und frische Luft  

Ein weiterer Risikofaktor ist Bewegungsmangel. Pferde sind Lauftiere - ihr gesamtes Atemsystem ist auf regelmäßige Bewegung ausgelegt. Bewegung regt die Atmung an, fördert das Abhusten von Schleim und hält die Bronchien „frei“. Pferde, die hauptsächlich in Boxen gehalten werden und selten an die frische Luft kommen, atmen mehr Staub ein, können Schleim schlechter abhusten und sind anfälliger für chronische Lungenerkrankungen.  

5. genetische Veranlagung & Vorerkrankungen  

In manchen Fällen spielt auch die genetische Veranlagung eine Rolle. Es gibt Hinweise darauf, dass bestimmte Pferderassen - insbesondere Warmblüter - etwas anfälliger für Atemwegserkrankungen sein können. Auch frühere Atemwegsinfektionen, die nicht vollständig ausgeheilt sind, können den Boden für eine spätere COPD-Erkrankung bereiten.  

6. Belastung durch Pilzsporen auf Weiden & in Offenställen

Auch im Freien ist dein Pferd nicht immer automatisch vor Reizstoffen geschützt. Auch auf schlecht gepflegten Weiden, in feuchten Offenställen oder bei unsachgemäßer Heulagerung im Freien können sich Pilzsporen und schädliche Keime bilden. Deshalb ist auch bei Offenstallhaltung eine sorgfältige Umgebungspflege unerlässlich. 

Symptome von COPD beim Pferd - diese Anzeichen sollte man ernst nehmen  

Die Symptome von COPD beim Pferd schleichen sich oft ganz langsam ein - und genau das macht die Krankheit so tückisch. Viele Pferde zeigen anfangs nur ganz leichte Veränderungen im Verhalten oder in der Atmung. Gelegentliches Husten? Wird schnell auf Zugluft, Wetter oder ein bisschen Staub" geschoben. Doch genau hier solltest du hellhörig werden. Denn je früher du eingreifst, desto besser kannst du den Krankheitsverlauf beeinflussen.  

1. Husten - das Leitsymptom  

Husten ist meist das erste und auffälligste Anzeichen. Anfangs tritt er nur gelegentlich auf, zum Beispiel:  

  • beim Antraben  
  • nach dem Wälzen  
  • beim ersten Galopp nach dem Aufwärmen  

Viele Pferdebesitzer kennen diesen „Begrüßungshusten“ - und nehmen ihn nicht ernst. Dabei ist Husten bei Pferden nie normal, auch wenn er nur leicht oder unregelmäßig auftritt. Mit der Zeit wird der Husten häufiger, stärker und manchmal sogar dauerhaft - ein typisches Zeichen für eine chronische Entzündung der Atemwege. 

2. Nasenausfluss - meist klar bis schleimig  

Ein weiteres typisches Symptom ist Nasenausfluss. Bei vielen betroffenen Pferden läuft ein klarer, leicht schleimiger Schleim aus den Nüstern - oft einseitig, manchmal auch beidseitig. Der Ausfluss ist meist farblos, kann aber bei bakterieller Beteiligung auch gelblich oder grünlich gefärbt sein.  

Wichtig: Trockene oder verkrustete Nüstern sind kein Zeichen von Gesundheit, sondern können auf eine gestörte Selbstreinigung der Atemwege hinweisen.  

3. erschwerte Atmung - sichtbar an Flanken und Nüstern 

Im fortgeschrittenen Stadium zeigt das Pferd eine deutlich erschwerte Atmung. Dies erkennt man z.B. an folgenden Merkmalen:  

  • die Flanken bewegen sich sichtbar (Bauchpresse)  
  • die Nüstern weiten sich bei jedem Atemzug  
  • das Pferd atmet in Ruhe phasenweise schneller  
  • ein hörbares Atemgeräusch entsteht (z.B. Röcheln, Pfeifen)  

Viele Pferde versuchen zudem durch Pressatmung die Luft regelrecht „hineinzupressen“. Die sichtbare Dampfrinne - eine Vertiefung entlang des Bauches - entsteht genau durch diese Überanstrengung der Atemhilfsmuskulatur. 

4. Leistungsabfall & Mattigkeit  

Auch die Leistungsfähigkeit leidet oft schon lange bevor die Symptome richtig sichtbar werden. Ein betroffener Wallach, der früher fröhlich durch die Halle fegte, läuft plötzlich nur noch widerwillig. Eine sonst motivierte Stute beginnt beim Reiten zu stocken, mag nicht mehr galoppieren oder wirkt schnell müde. All das können Anzeichen für eine eingeschränkte Lungenfunktion sein - das Pferd bekommt schlichtweg zu wenig Sauerstoff.  

5. Häufiges Abhusten & verschleimte Atemwege  

Bei vielen Pferden sammelt sich zäher Schleim in den Bronchien, den sie nur schwer loswerden. Das merkt man an:  

  • häufigem Abhusten, auch in Ruhe  
  • wiederholtem Räuspern  
  • hörbaren Schleimgeräuschen beim Atmen  

In besonders schweren Fällen erkennt man den Schleimauswurf sogar an der Boxenwand oder auf dem Heu. Hier ist schnelles Handeln erforderlich, da sich der Schleim festsetzen und zu Sekundärinfektionen führen kann.  

6. Geringe Bewegungsfreude  

Pferde mit beginnender COPD sind oft weniger motiviert, zeigen Unlust bei der Arbeit oder verweigern bestimmte Lektionen. Manche wirken permanent verspannt, vor allem im Rücken - ein typisches Zeichen für Atemprobleme, die sich auf den gesamten Bewegungsapparat auswirken. Auch vermehrtes Gähnen oder Reiben der Nüstern kann auf eine Reizung der Atemwege hindeuten.  

7. Geräusche beim Atmen  

Je weiter die Erkrankung fortgeschritten ist, desto häufiger treten Atemgeräusche auf. Diese können sehr unterschiedlich klingen - von einem leichten Pfeifen oder Brummen bis hin zu keuchende und rasselnde Geräusche. Bei manchen Pferden klingt es fast so, als würden sie „schnarchen“, selbst im Stehen. Auch dies ist ein ernstzunehmendes Warnsignal. 

Wann sollte man den Tierarzt rufen?  

Kurz gesagt: Lieber einmal zu viel als zu wenig. Sobald du wiederholt Husten, Nasenausfluss oder eine veränderte Atmung bemerkst, solltest du einen Tierarzt hinzuziehen. Nur er kann durch eine gründliche Untersuchung - zum Beispiel durch Abhören, Bronchoskopie oder Lungenspülprobe - eine sichere Diagnose stellen und dir einen individuellen Behandlungsplan erstellen.  

Behandlung: Was hilft bei COPD beim Pferd?  

Die Behandlung von COPD beim Pferd basiert auf mehreren Säulen:  

1. Optimierung der Haltungsbedingungen  

  • Frischluftzufuhr im Stall verbessern  
  • Staub vermeiden: keine trockene Einstreu oder staubiges Heu  
  • Heu wässern oder bedampfen  
  • Alternative Einstreu wie Leinenstroh, Holzspäne oder Hanf verwenden 

2. Bewegung fördern  

Tägliche Bewegung hilft dem Pferd, den Schleim in den Atemwegen zu lösen und besser abzuhusten. Ideal sind lockere Einheiten mit viel Schritt, Longieren oder ruhige Ausritte.  

3. Medikamente & Inhalation  

In akuten Phasen kann dein Tierarzt Medikamente wie Bronchien erweiternde Mittel oder kortisonhaltige Präparate verschreiben. Auch das Inhalieren mit Kochsalzlösung oder speziellen Medikamenten kann deinem Pferd Linderung verschaffen. 

Fütterung bei COPD - das A und O zur Vorbeugung & Unterstützung  

Die richtige Fütterung spielt bei COPD eine enorme Rolle - sowohl zur Vorbeugung als auch zur Unterstützung der Behandlung. Ziel ist es, die Belastung der Atemwege zu reduzieren und das Immunsystem zu stärken.  

1. staubfreies Raufutter  

  • Heu dämpfen oder einweichen - das reduziert Staub und tötet Keime ab Alternativ: Heulage - staubärmer, aber auf gute Qualität achten!  
  • Heu rund um die Uhr füttern - ständiger Zugang beruhigt das Pferd und reduziert die Heu-Gier  

2. Ergänzungsfuttermittel bei Atemwegserkrankungen  

Es gibt spezielle Ergänzungsfuttermittel, die gezielt Lunge, Bronchien und Immunsystem unterstützen. Achte bei der Auswahl auf:  

  • Kräuter wie Thymian, Eibisch, Spitzwegerich oder Anis - wirken schleimlösend und entzündungshemmend  
  • Schwarzkümmelöl - kann die Lungenfunktion unterstützen  
  • Vitamin C und E - antioxidativ, stärkt das Immunsystem  
  • Leinöl - entzündungshemmend und gut für Fell & Schleimhäute  

Tipp: Sprich mit deinem Tierarzt, welches Produkt für dein Pferd sinnvoll ist - es gibt große Qualitätsunterschiede! 

Vorbeugung: Wie kannst du COPD beim Pferd verhindern? 

Du möchtest gar nicht erst, dass dein Pferd an COPD erkrankt? Verständlich! Hier ein paar effektive Tipps zur Vorbeugung: 

  • Staubarme Einstreu und sauberes, gedämpftes Heu verwenden  
  • Für gute Luftzirkulation im Stall sorgen  
  • Das Pferd so viel wie möglich draußen halten  
  • Tägliche Bewegung ist wichtig  
  • Futter- und Tränke stellen regelmäßig reinigen  
  • Auf die Luftqualität achten - besonders in der Übergangszeit  

Leben mit COPD - Wie hoch ist die Lebenserwartung?  

Viele Pferde können trotz COPD noch lange leben - bei guter Pflege und angepasster Haltung sogar beschwerdefrei. Bei frühzeitigem Handeln und konsequenter Behandlung ist die Lebenserwartung also nicht zwangsläufig eingeschränkt. 

Wann muss ein Pferd mit COPD eingeschläfert werden?  

Eine schwierige, aber leider manchmal notwendige Entscheidung. Wenn das Pferd trotz aller Maßnahmen: 

  • Dauerhaft unter Atemnot leidet  
  • Kaum noch Lebensfreude zeigt  
  • Medikamente nicht mehr helfen  

... dann kann ein würdevoller Abschied der letzte Liebesdienst sein. Hier sollte man sich eng mit seinem Tierarzt abstimmen.  

Hausmittel - Was hilft zusätzlich?  

Neben der medikamentösen Therapie können auch sanfte Hausmittel ergänzend eingesetzt werden:  

  • Inhalation mit Kräutern (Thymian, Kamille)  
  • Nasenspülungen mit Kochsalzlösung  
  • Schleimlösende Tees mit Fenchel oder Anis unter das Futter mischen  

Achte aber immer darauf, dass Hausmittel nur begleitend eingesetzt werden - und niemals den Tierarzt ersetzen!  

Fazit 

COPD beim Pferd ist eine Herausforderung - aber keine Katastrophe. Mit dem richtigen Management aus Fütterung, Bewegung, Haltung und tierärztlicher Betreuung kannst du deinem Pferd ein gutes Leben ermöglichen. Achte auf die ersten Anzeichen, handle frühzeitig und sorge für eine staubfreie, gesunde Umgebung - dann stehen die Chancen gut, dass ihr noch viele schöne gemeinsame Jahre habt. 

 

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