Anweiden Pferd

Anweiden Pferd

May 09, 2025

So gelingt der Start in die Weidesaison! 

Wenn im Frühjahr die ersten Sonnenstrahlen die Wiesen ergrünen lassen, beginnt für viele Pferde die schönste Zeit des Jahres: die Weidezeit. Doch bevor du dein Pferd auf die grüne Wiese lässt, solltest du dich mit dem richtigen Anweiden auseinandersetzen. Denn die Umstellung von Heu auf frisches Gras bedeutet eine große Herausforderung für den empfindlichen Verdauungstrakt des Pferdes. In diesem Ratgeber erfährst du, ab wann du dein Pferd anweiden solltest, wie ein guter Plan fürs Anweiden aussieht und welches Futter und Ergänzungsfutter die Umstellung unterstützt. 

Warum ist Anweiden beim Pferd so wichtig? 

Die plötzliche Aufnahme von frischem Gras kann schwerwiegende Folgen haben: Durchfall, Koliken, Kotwasser oder im schlimmsten Fall sogar Hufrehe. Der Grund dafür liegt im hohen Eiweiß- und Fruktangehalt des jungen Grases im Frühjahr. Pferde, die den Winter über hauptsächlich mit Heu und Stroh gefüttert wurden, müssen ihren Stoffwechsel und vor allem ihre Darmflora erst wieder langsam an das frische Futter gewöhnen. 

Die Zeit der Futterumstellung stellt dabei nicht nur den Magen-Darm-Trakt, sondern den gesamten Organismus vor eine Herausforderung. Eine falsche Vorgehensweise beim Anweiden kann also schnell zur Belastung für die Gesundheit deines Pferdes werden. 

Ab wann sollte man mit dem Anweiden beginnen? 

Der ideale Zeitpunkt hängt von mehreren Faktoren ab: dem Wetter, dem Zustand der Weide, dem individuellen Gesundheitszustand deines Pferdes und natürlich der Grasentwicklung. Als grober Richtwert gilt: Du kannst mit dem Anweiden beginnen, wenn das Gras etwa 10–15 cm hoch ist. Dies ist meist zwischen Mitte März und Anfang April der Fall – je nach Region. 

Ein früher Start bei niedrigen Temperaturen kann riskant sein, denn der Fruktangehalt im Gras ist bei kaltem, sonnigem Wetter besonders hoch, was eine Gefahr für stoffwechselanfällige Pferde darstellt. Achte daher nicht nur auf das Kalenderdatum, sondern auch auf die Wetterlage. 

Richtig anweiden – ein Plan für mehrere Wochen 

Das Anweiden eines Pferdes ist keine Sache von ein paar Tagen, sondern sollte sich über mehrere Wochen erstrecken. Eine Anweidungs-Tabelle oder ein Plan kann dir dabei helfen, den Überblick zu behalten. Hier ein Beispiel: 

Tabelle: Anweidungsplan für 4 Wochen 

Woche 

Dauer des Weidegangs pro Tag 

Hinweise 

1 

10–15 Minuten 

an warmen, trockenen Tagen starten 

2 

20–30 Minuten 

täglich steigern, aber langsam 

3 

45–60 Minuten 

auf Anzeichen wie Durchfall achten 

4 

1,5–2 Stunden 

Ziel: mind. 2 Stunden täglich 

Tipp: Nicht alle Pferde sind gleich. Alte Pferde, Pferde mit Stoffwechselproblemen oder solche, die empfindlich auf Zucker im Gras reagieren, brauchen eventuell mehr Zeit. 

Was sollte man beim Anweiden beachten? 

Das Anweiden eines Pferdes erfordert einen guten Zeitplan, ein wachsames Auge und einiges an Hintergrundwissen. Denn selbst bei einem langsamen Aufbau können Probleme auftreten, wenn wichtige Details übersehen werden. Hier findest du die wichtigsten Punkte, die du beim Anweiden unbedingt beachten solltest, um dein Pferd bestmöglich zu unterstützen: 

1. Nicht mit leerem Magen auf die Weide 

Bevor du dein Pferd auf die Weide bringst, solltest du es mit ausreichend Heu oder Stroh füttern. Warum? Ein leerer Magen nimmt das frische Gras besonders schnell auf, was zu einem plötzlichen Anstieg von Zucker und Eiweiß im Verdauungstrakt führen kann. Mögliche Folgen sind Durchfall, Blähungen oder sogar Koliken. Außerdem hilft die Vorfütterung dabei, das Fressverhalten zu verlangsamen, sodass sich dein Pferd nicht gleich in den ersten Minuten vollstopft. 

2. Langsamer Weideaufbau ist Pflicht 

Auch wenn das Wetter plötzlich schön wird und die Weide lockt, solltest du dein Pferd nicht zu schnell zu lange raustellen. Selbst wenn es schon „angeweidet“ scheint, dauert die Anpassung der Darmflora und des gesamten Stoffwechsels mehrere Wochen. Halte dich an einen konkreten Anweideplan mit täglicher Steigerung der Weidezeit (siehe Tabelle im vorherigen Abschnitt) und achte auf individuelle Reaktionen. 

3. Wetter- und Grasbedingungen beachten 

Nicht jedes Gras ist gleich. Besonders im Frühjahr kann der Fruktangehalt im Gras stark schwanken, und zwar abhängig von Wetter, Tageszeit und Temperatur. Kalte Nächte und sonnige Tage führen zu einem hohen Fruktangehalt und erhöhen somit das Risiko für Hufrehe und Stoffwechselentgleisungen. Daher gilt: 

  • Am besten vormittags anweiden, wenn das Gras noch nicht zu viel Zucker gebildet hat
  • An frostigen Tagen sollte man besser nicht anweiden 
  • Langsam steigern, auch wenn das Wetter plötzlich mild wird. 

4. Pferde individuell beurteilen  

Nicht jedes Pferd verträgt frisches Gras gleich gut. Pferde mit EMS, Cushing, einer Vorgeschichte von Hufrehe oder einer empfindlichen Verdauung brauchen einen besonders vorsichtigen Weideaufbau. Gegebenenfalls ist es sinnvoll, den Zugang zur Weide dauerhaft zu begrenzen oder über Gras- oder Fressbremsen nachzudenken. 

Auch alte Pferde oder solche mit einem geschwächten Immunsystem benötigen mehr Zeit und spezielle Unterstützung (z. B. in Form von Mash oder darmfreundlichem Futter). 

5. Auf Körpersignale achten 

Während des Anweidens solltest du dein Pferd täglich beobachten. Schon kleine Veränderungen im Verhalten oder im Kotabsatz können Anzeichen dafür sein, dass die Umstellung zu schnell ging. Typische Warnsignale sind: 

  • weicher Kot oder Durchfall 
  • Kotwasser 
  • aufgeblähter Bauch 
  • verminderte Fresslust 
  • Unruhe oder Mattigkeit 
  • Verändertes Gangbild (möglicher Reheschub)

Wenn du frühzeitig auf solche Symptome reagierst, kannst du größere Probleme meist noch verhindern, zum Beispiel durch eine Reduzierung der Weidezeit, eine gezielte Darmpflege oder eine Anpassung der Fütterung. 

6. Wasser und Schatten anbieten 

Auch wenn das Anweiden zunächst nur kurz erfolgt, braucht dein Pferd während des Weidegangs stets Zugang zu frischem Wasser und Schatten. Gerade bei steigenden Temperaturen kann der Organismus durch den ungewohnten Energieüberschuss schneller dehydrieren oder überhitzen. Auch Insekten können zum Stressfaktor werden, weshalb ein Fliegenschutz in der Weidesaison immer sinnvoll ist. 

Mit diesen Maßnahmen sorgst du dafür, dass dein Pferd die Umstellung vom Winter- zum Weidefutter möglichst stressfrei und gesund meistert. Das A und O beim Anweiden bleibt: Geduld, Beobachtung und eine durchdachte Fütterung. 

So bereitest du die Weide optimal für das Anweiden vor 

Damit dein Pferd gesund und sicher in die Weidesaison starten kann, solltest du bereits einige Wochen vor dem ersten Weidegang mit der Weidepflege und -kontrolle beginnen. Hier erfährst du Schritt für Schritt, worauf es dabei ankommt: 

1. Weide begutachten und Zustand prüfen

Bevor die ersten Pferde die Weide betreten, sollte eine gründliche Sichtprüfung stattfinden. 

  • Gibt es kahle Stellen, Trittschäden oder Maulwurfshügel? 
  • Sind giftige Pflanzen (z. B. Kreuzkraut, Herbstzeitlosen oder Hahnenfuß) vorhanden? 
  • Ist der Zaun intakt und sicher? 
  • Gibt es Schattenplätze und Zugang zu Wasser? 

Tipp: Entferne Giftpflanzen konsequent und lasse im Zweifel eine Pflanzenbestimmung vornehmen. Auch der Zauncheck ist Pflicht, besonders bei wachsfreudigen Frühjahrsweiden. 

2. Grasnarbe stärken – Nachsaat & Pflege 

Eine dichte, gesunde Grasnarbe ist die beste Grundlage für sicheres Anweiden. Sie verhindert Trittschäden, reduziert Unkraut und sorgt für eine gleichmäßige Futteraufnahme. 

  • Führe bei Bedarf eine Nachsaat mit hochwertigem Weidesaatgut durch (idealerweise im Herbst oder sehr früh im Frühjahr). 
  • Schleife die Weide ab, um Maulwurfshügel und Unebenheiten zu beseitigen. 
  • Walze die Fläche nach der Saat leicht an, um Bodenkontakt zu sichern. 

Tipp: Verzichte auf das Anweiden, solange sich die Grasnarbe noch im Wachstum befindet oder die Weide stark durchnässt ist. Das schadet dem Boden und erhöht die Verletzungsgefahr. 

3. Wachstumsstand des Grases abwarten 

Für ein sicheres Anweiden sollte das Gras eine Höhe von mindestens 10–15 cm erreicht haben, da der Nährstoffgehalt darunter instabil ist und das Gras oft zu viel Zucker enthält. 

  • Vermeide zu junges, „hellgrünes“ Gras, da der Fruktangehalt hier besonders hoch ist. 
  • Wähle den richtigen Zeitpunkt, z. B. nach milden Nächten und bei bedecktem Wetter. 

Tipp: Lass dein Pferd nicht das erste Gras „abrupfen“. Lieber später starten, dafür aber sicher! 

4. Weide in Portionen einteilen 

Gerade beim Anweiden ist es hilfreich, die Weidefläche in kleinere Parzellen zu unterteilen. So kannst du den Graszugang kontrollieren und die Pferde gezielt führen. 

  • Nutze Weidezaunband oder mobile Zaunelemente, um flexibel zu bleiben. 
  • Lass die Pferde nicht frei über die gesamte Fläche laufen, denn das erschwert die Futterkontrolle. 

Tipp: Eine Weide mit unterschiedlichem Bewuchs (z. B. durchmischte Wiesenkräuter) ist ideal, da sie Abwechslung bietet und die Gefahr einer einseitigen Nährstoffaufnahme reduziert. 

5. Parasitenmanagement nicht vergessen 

Mit dem Start in die Weidesaison beginnt auch wieder die Zeit der Wurmlarven und Parasiten. Pferde nehmen beim Grasen vermehrt Wurmeier auf, vor allem auf überweideten Flächen. 

  • Entferne deshalb regelmäßig Pferdeäpfel (mindestens zwei bis drei Mal pro Woche). 
  • Führe gezielte Kotprobenuntersuchungen durch. 
  • Wechsle idealerweise die Weideflächen im Rotationssystem. 

Tipp: Eine „abgegraste“, unsaubere Fläche ist keine gute Anweidefläche! Sie erhöht das Risiko für Wurmbefall und Verdauungsprobleme deutlich. 

Futter und Ergänzungsfutter zur Unterstützung beim Anweiden 

Die richtige Fütterung während dieser Zeit ist entscheidend. Du kannst dein Pferd mit gezielt eingesetztem Mineralfutter und Ergänzungsfutter aktiv unterstützen. 

1. Mineralfutter 

Auch wenn frisches Gras viele Nährstoffe liefert, reicht es nicht aus, um den Bedarf an Mineralstoffen vollständig zu decken. Ein ausgewogenes Mineralfutter, das auf die Weidezeit abgestimmt ist, ist daher Pflicht. 

2. Mash zur Darmpflege 

Ein warmes Mash unterstützt die Darmflora und wirkt regulierend bei leichten Verdauungsproblemen. Besonders bei Pferden, die zu Koliken oder Kotwasser neigen, kann Mash zwei- bis dreimal pro Woche sinnvoll sein. 

3. Futter mit Lebendhefen oder Präbiotika 

Produkte mit Lebendhefen oder speziellen Präbiotika fördern die Darmbakterien und helfen bei der Stabilisierung der Verdauung während der Futterumstellung. 

Wie lange dauert das Anweiden? 

Je nach Pferd solltest du mindestens drei bis vier Wochen einplanen, bevor dein Pferd 24 Stunden auf der Weide verbringen kann. Selbst dann ist Vorsicht geboten. Nicht jedes Pferd verträgt ganztägigen Weidegang. Bei empfindlichen Pferden kannst du auch nach dem Anweiden mit zeitlich begrenztem Zugang zur Weide arbeiten oder sie mit Maulkörben ausstatten. 

Fazit 

Das Anweiden ist für Pferde keine Kleinigkeit – es ist eine sensible Zeit, die viel Beobachtung, Planung und Wissen erfordert. Mit einem klaren Plan, der richtigen Fütterung und etwas Geduld kannst du jedoch viel für die Gesundheit deines Pferdes tun. Wenn du das Ganze zusätzlich mit hochwertigem Ergänzungsfutter und einem an den Bedarf angepassten Mineralfutter unterstützt, steht einer sicheren und entspannten Weidesaison nichts im Wege. 

Weitere Blogartikel

Kommentare (0)

Es gibt noch keine Kommentare. Sei der Erste, der einen Beitrag schreibt!

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Bitte beachten Sie, dass Kommentare vor der Veröffentlichung freigegeben werden müssen