Symptome, Ursachen, Behandlung und Vorbeugung
Würmer beim Pferd sind ein häufig unterschätztes Problem, das jedoch ernsthafte gesundheitliche Folgen haben kann – von Leistungsabnahme bis hin zu lebensbedrohlichen Koliken. In diesem Ratgeber erfährst du, wie du einen Wurmbefall erkennst, welche Ursachen es gibt, wie du ihn behandeln kannst und vor allem, wie du mit Futter und Ergänzungsfutter sinnvoll vorbeugst.
Was sind Würmer beim Pferd überhaupt?
Der Begriff „Würmer beim Pferd” umfasst verschiedene Parasiten, die sich im Körper des Pferdes – meist im Darm, aber auch in der Lunge oder im Magen – ansiedeln. Häufig sind es Strongyliden, Spulwürmer, Bandwürmer, Pfriemenschwänze oder Lungenwürmer. Besonders gefährdet sind Fohlen und Jungpferde, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig ausgebildet ist.
Symptome: Wie äußert sich ein Wurmbefall beim Pferd?
Ein Wurmbefall kann sich auf viele verschiedene Arten äußern – oft schleichend und zunächst unauffällig. Je nach Art und Anzahl der Würmer, dem Allgemeinzustand des Pferdes sowie seinem Alter und Immunsystem können die Symptome sehr unterschiedlich sein. Gerade bei einem leichten Befall bleibt dieser häufig unentdeckt, was ihn umso gefährlicher macht. Denn je länger die Parasiten ungestört im Körper bleiben, desto größer sind die Schäden – vor allem im Darm, aber auch an anderen Organen wie der Lunge oder der Leber.
Im Nachfolgenden ein Überblick über die häufigsten und typischen Anzeichen:
1. Veränderungen im Kot
Ein klarer Hinweis auf eine gestörte Verdauung durch Parasiten sind Durchfall, breiiger Kot oder eine wechselnde Konsistenz. Auch unverdautes Futter im Kot oder vermehrte Blähungen können auf einen gestörten Darm hinweisen. Besonders bei Fohlen ist ein aufgeblähter Bauch in Kombination mit weichem Kot ein klassisches Symptom.
2. Abmagerung und schlechte Futterverwertung
Trotz guter oder sogar gesteigerter Futteraufnahme magert das Pferd ab? Dann ist Vorsicht geboten! Würmer entziehen dem Körper Nährstoffe, was zu Gewichtsverlust, Muskelschwund und einem insgesamt ausgemergelten Erscheinungsbild führen kann.
3. Struppiges Fell und glanzloses Erscheinungsbild
Ein glänzendes Fell ist ein Zeichen für Gesundheit. Wird das Fell stumpf oder struppig oder zeigt das Pferd Schuppenbildung, kann das auf innere Parasiten hindeuten. Auch eine verzögerte Fellwechselzeit oder Haarausfall am Schweifansatz sollten aufmerksam beobachtet werden.
4. Leistungsminderung und Müdigkeit
Ein von Würmern geschwächtes Pferd zeigt oft weniger Motivation, ist schlapp oder zeigt auffällige Leistungsverluste. Besonders bei Sport- oder Freizeitpferden werden diese Symptome manchmal mit Trainingsproblemen verwechselt. Tatsächlich stecken in vielen Fällen Würmer dahinter, die den Energiehaushalt belasten.
5. Juckreiz und Schweifscheuern
Ein häufiges Symptom bei bestimmten Wurmarten, vor allem bei Pfriemenschwänzen, ist das Scheuern des Schweifs. Dabei reibt das Pferd seinen Schweifansatz an Zäunen oder Wänden, da es starken Juckreiz verspürt. Dies kann zu Haarverlust und entzündeten Stellen führen.
6. Husten und Atemwegsprobleme
Ja, auch Husten kann auf Würmer hinweisen, insbesondere bei einem Befall mit Lungenwürmern. Die Larven wandern dabei durch die Atemwege und lösen dort Reizungen und Entzündungen aus. Besonders gefährdet sind Pferde, die mit Eseln zusammenleben, da diese häufig Träger von Lungenwürmern sind.
7. Koliken
In schweren Fällen kann ein massiver Wurmbefall zu Koliken, also zu starken Bauchschmerzen, Krämpfen oder sogar einem Darmverschluss, führen. Gerade bei Bandwürmern oder starken Strongyliden-Infektionen kommt es durch mechanische Reize und Entzündungen zu Koliken. Diese sind ein akuter Notfall!
8. Auffällige Blut- und Leberwerte
Ein Wurmbefall lässt sich nicht nur durch äußere Symptome, sondern auch durch ein auffälliges Blutbild erkennen. Typisch sind erhöhte Eosinophile, also bestimmte weiße Blutkörperchen, die auf Parasiten hindeuten. Auch die Leberwerte können bei einem Befall mit wandernden Larven (z. B. Strongyliden) verändert sein, da die Würmer auf ihrem Weg durch den Körper Organstrukturen schädigen.
Wichtig zu wissen: Einige Pferde zeigen trotz starken Befalls kaum oder keine sichtbaren Symptome – sie sind sogenannte „stille Träger“. Gerade diese Tiere sind gefährlich für die Herde, da sie unbemerkt Wurmeier ausscheiden und andere Pferde anstecken können. Deshalb sind eine regelmäßige Kotuntersuchung und ein gutes Herdenmanagement so wichtig!
Ursachen für Wurmbefall beim Pferd
Ein Wurmbefall entsteht nicht zufällig, sondern ist fast immer auf eine Kombination aus Infektionsquelle, ungünstigen Umweltbedingungen, mangelhafter Hygiene oder einem geschwächten Immunsystem zurückzuführen. Zu verstehen, woher die Würmer kommen, ist der erste Schritt, um gezielt vorzubeugen. Denn selbst bei guter Pflege und Haltung kann es zu einer Infektion mit Wurmlarven kommen, die oft unbemerkt bleibt.
Im Folgenden findest du die wichtigsten Ursachen im Überblick und erfährst, wie sie zusammenwirken:
1. Infektion durch kontaminierte Weiden und Ausläufe
Die häufigste Ursache für Wurmbefall ist die Aufnahme von Wurmeiern oder Larven über das Maul, z. B. beim Grasen. Pferde nehmen infizierte Grashalme, Erde oder Heupartikel auf, auf denen sich infektiöse Wurmlarven befinden. Diese gelangen über den Magen-Darm-Trakt in den Körper und beginnen dort ihren Zyklus.
Einige Wurmarten, wie etwa die kleinen Strongyliden, können sich als sogenannte Hypobiosestadien in der Darmwand einlagern und dort wochen- oder monatelang „schlafen”. Bei Stress, einem Wechsel der Jahreszeiten oder einer geschwächten Abwehr können sie dann plötzlich aktiv werden und massive Schäden anrichten.
2. Fehlende oder unzureichende Entwurmung
Eine unzureichende Entwurmung oder die falsche Anwendung von Wurmkuren bergen ein weiteres Risiko. Werden immer wieder dieselben Wirkstoffe verwendet, können sich Resistenzen entwickeln, sodass die Würmer trotz Behandlung überleben. Auch eine unregelmäßige oder nicht zielgerichtete Entwurmung („auf Verdacht“) kann langfristig zu einem starken Parasitenaufkommen führen.
Fohlen und Jungpferde sind besonders anfällig, da sie noch keine Immunität gegen die Parasiten entwickelt haben. Gerade sie brauchen ein gut abgestimmtes Entwurmungskonzept, da bestimmte Wurmarten, wie Spulwürmer, vor allem in den ersten Lebensmonaten gefährlich sind.
3. Schlechte Stall- und Weidehygiene
Hygiene ist ein entscheidender Faktor bei der Vorbeugung. Bleibt Pferdekot über längere Zeit auf der Weide liegen, entwickeln sich daraus massenhaft Wurmlarven, die über das Gras wieder aufgenommen werden. Besonders bei feuchtem, warmem Wetter ist das Risiko hoch. Auch in Boxen, Paddocks und Laufställen können sich Larven und Eier halten – vor allem bei unregelmäßiger Mistentsorgung.
Typische Hygienefehler:
- Keine regelmäßige Weidereinigung (mindestens 2–3-mal pro Woche empfohlen)
- Zu viele Pferde auf einer Fläche (Überbesatz)
- Vermischung von verschiedenen Altersgruppen (z. B. Fohlen mit Altpferden)
- Gemeinsame Futterstellen und Tränken ohne Reinigung
- Boxenpflege mit verschmutztem Werkzeug (Mistgabeln etc.)
4. Schwaches Immunsystem und Stress
Ein gesundes Pferd mit intaktem Immunsystem kann mit geringen Mengen an Wurmlarven meist gut umgehen. Kritisch wird es jedoch, wenn das Abwehrsystem geschwächt ist, beispielsweise durch Krankheit, Stress, Futtermängel oder Haltungsprobleme. Auch chronische Erkrankungen, z. B. der Leber, oder eine unausgewogene Ernährung können das Immunsystem beeinträchtigen und das Risiko eines massiven Befalls erhöhen.
Mögliche Stressfaktoren, die das Immunsystem schwächen können, sind:
- Stallwechsel
- Transport
- Turniere und Trainingsbelastung
- Rangordnungskämpfe in neuen Herden
- Futterumstellungen
5. Wurmeier als „blinde Passagiere” – Übertragung durch Gegenstände oder Menschen
Nicht nur Pferde selbst sind Überträger, sondern auch wir Menschen können Wurmeier mit Schuhen, Kleidung oder Werkzeug von einem Stall zum nächsten tragen. Ebenso können infizierte Gegenstände wie Schubkarren, Mistgabeln oder Putzzeug zur Verbreitung beitragen.
Auch Insekten, Wildtiere oder andere Stalltiere können Wurmeier verbreiten. Gerade Esel sind bekannte Träger von Lungenwürmern und stellen somit ein besonderes Risiko dar, wenn sie gemeinsam mit Pferden gehalten werden.
Ein Wurmbefall beim Pferd entsteht also meist durch das Zusammenwirken mehrerer Faktoren: Umweltbedingungen, Hygiene, Management und Immunsystem. Das Tückische daran ist, dass selbst bei augenscheinlich guter Haltung die Gefahr nicht gebannt ist, denn schon wenige Wurmeier reichen aus, um eine Infektion auszulösen. Umso wichtiger ist es, diese Ursachen zu kennen und bei der täglichen Stallarbeit zu berücksichtigen.
Würmer beim Pferd behandeln – so geht’s richtig!
Wenn ein Wurmbefall festgestellt wurde – beispielsweise durch eine Kotprobe oder ein auffälliges Blutbild –, ist schnelles Handeln gefragt. Die Behandlung erfolgt in der Regel mit einem geeigneten Wurmmittel (Anthelminthikum). Dabei ist es wichtig, das Mittel je nach Wurmart und Stärke des Befalls gezielt und nach Wirkstoffen auszuwählen.
Wichtige Tipps zur Behandlung:
- Kotproben mindestens zweimal jährlich analysieren lassen.
- Entwurmung gezielt nach Ergebnis durchführen.
- Entwurmung bei starkem Befall in Absprache mit dem Tierarzt.
- Auf Resistenzbildung achten und regelmäßig die Wirkstoffklasse wechseln.
- Nachkontrolle zur Erfolgskontrolle der Behandlung
Vorbeugung durch Futter, Hygiene und Ergänzungsfutter
Eine regelmäßige Entwurmung ist wichtig, aber noch wichtiger ist eine Vorbeugung, die auf mehreren Säulen basiert. Neben der Weidehygiene und dem Herdenmanagement spielt das Futter eine entscheidende Rolle.
1. Fütterung zur Unterstützung der Darmgesundheit
Ein gesunder Darm ist weniger anfällig für Parasiten. Setze daher auf:
- hochwertiges Heu mit wenig Staub
- Kein verschimmeltes oder verdorbenes Futter
- Ausgewogene Rationen mit ausreichend Rohfaser
- Verzichte auf zu viel Stärke und Zucker.
2. Ergänzungsfuttermittel zur Wurmabwehr
Ergänzungsfuttermittel ersetzen zwar keine Wurmkur, können aber zur Vorbeugung beitragen und das Milieu im Darm so beeinflussen, dass sich Würmer schwerer einnisten können.
Bewährte natürliche Zutaten sind:
- Kräutermischungen mit Wermut, Thymian, Knoblauch oder Walnussblättern,
- Karottenpulver oder getrocknete Karotten, die Beta-Carotin enthalten und die Schleimhäute unterstützen.
- Kokosraspel oder Kokosöl, die Laurinsäure enthalten, der eine wurmwidrige Wirkung zugeschrieben wird.
- Bentonit oder Zeolith zur Bindung von Giftstoffen im Darm.
- Achte bei der Auswahl auf geprüfte Qualität und sichere Zusammensetzungen, insbesondere bei empfindlichen Pferden.
Hygiene und Weidemanagement sind wichtige Bausteine der Vorbeugung.
Neben der Fütterung ist auch das Stall- und Weidemanagement entscheidend.
- Regelmäßiges Absammeln von Pferdeäpfeln auf der Weide
- Wechselweiden nutzen
- Neuzugänge nur nach Kotprobe oder Entwurmung integrieren
- Tränken und Futterstellen regelmäßig reinigen
- Kein Überbesatz auf der Weide
Fazit
Ein Wurmbefall kann viele Gesichter haben – von harmlos bis lebensgefährlich. Deshalb ist es wichtig, aufmerksam zu bleiben, das Blutbild und die Kotproben regelmäßig kontrollieren zu lassen sowie auf Hygiene und eine durchdachte Fütterung zu achten. Ergänzungsfuttermittel können dich zusätzlich unterstützen, ersetzen aber niemals die gezielte Behandlung bei einem akuten Befall.
Wenn du dir unsicher bist oder Symptome auftreten, hole dir Rat bei deinem Tierarzt. Dein Pferd wird es dir mit Vitalität und Gesundheit danken!
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